In meiner Kindheit wurde ich manchmal Zeuge eines seltsamen Rituals. Immer dann, wenn meine Mutter einem Schornsteinfeger begegnete, lief sie direkt auf ihn zu, packte ihn am Arm und murmelte: Schornsteinfeger Glück, Glück, Glück. Eins, zwei, drei, vier, das Glück gehört mir. Ich muss zugeben, das ich als kleines Kind beim Beiwohnen dieses Attentats im ersten Moment ziemlich verwirrt war. Später wurde mir dann erklärt, ein Schornsteinfeger bringt Glück. Damit das Glück von dem Mann auf einen anderen Menschen übergehen kann, muss man ihn allerdings anfassen. Ich verstand das als Kind nicht wirklich, aber meine Mutter glaubte fest daran. Ich habe mich schon damals gefragt, wieso denn ausgerechnet so ein rußiger Mann Glück bringen soll. Mir fiel auch als kleines Kind schon auf, dass oft kurz vor Silvester Schornsteinfeger aus Pfeifenreinigern gefertigt in den Supermärkten angeboten wurden. Aber wieso und warum ausgerechnet an Silvester?
Oft wird der Beginn eines neuen Jahres zum Anlass genommen, sein Leben zu überdenken, eine Bilanz zu ziehen und mit guten Vorsätzen das neue Jahr einzuläuten. Hier ist der gute Wille durchaus ernst gemeint und lobenswert, mit der Disziplin, diesen dann auch in die Tat umzusetzen ist es dann aber oft so eine Sache.
Spontan fällt mir ein Zitat von Konfuzius ein: Am Baum der guten Vorsätze gibt es viele Blüten, aber wenig Früchte. Anders ist es mit dem Glauben an eine Vielzahl von Glücksbringern, die uns immer wieder zum Jahreswechsel in das neue Jahr begleiten. So glaubt man, dass der Schornsteinfeger Glück bringen soll. Seinen Ursprung hat dieser Glaube im Mittelalter. Die Häuser waren damals überwiegend aus Holz gebaut, was den Nachteil hatte, dass sie leichter Feuer fingen. Der Schornsteinfeger zog als Handwerksgeselle umher und hielt die Schornsteine sauber und schützte so mit seiner Arbeit die heimischen vier Wände. War der Schornstein sauber, konnte geheizt und gekocht werden. Der Schornsteinfeger brachte somit Sicherheit für die Bevölkerung und Glück ins Haus. Man sagte auch, dass etwas Asche vom Kaminkehrer ins Gesicht geschmiert das Glück herbeirufen sollte.
Aber der Schornsteinfeger hatte auch etwas Magisches, denn mit seiner schwarzen Kleidung und dem russigen Gesicht glaubte man, dass er böse Geister hervorrufen und unter Umständen sogar den Teufel bezwingen könne. Früher waren die Menschen sehr abergläubisch und so wollte man sich lieber mit dem schwarzen Mann verbünden, damit er einem wohl gesonnen ist. Man ging also auf Tuchfühlung, fasste ihn an und hatte das Glück auf seiner Seite. Das Schornsteinfegerhandwerk hat Recherchen zufolge seinen Ursprung in Italien. Die Gesellen wanderten über die Alpen und gelangten so auch nach Deutschland. Urkunden belegen, dass es schon im Mittelalter eine Schornsteinfegerzunft gegeben hat. Nicht selten wurde diese Berufsgruppe künstlerisch in Form von Kupferstichen und Radierungen festgehalten. Der Schornsteinfeger trägt auch heute noch die traditionelle Berufskleidung von damals. Hans trägt ebenfalls traditionelle Berufsbekleidung und einen Kaminfeger, alles ist in Handarbeit hergestellt.